Echternach führt generelles Anwohnerparken ein – Opposition kritisiert Anbindung an öffentlichen Transport
Luxemburger Wort, Dienstag, 1. Dezember 2020 – VOLKER BINGENHEIMER
Wer wissen will, wo er wie lange in Echternach parken darf, muss sich Zeit nehmen und den Stadtplan studieren. Vier farbige Zonen weist das derzeit noch gültige Parkraumkonzept auf, dort braucht man entweder einen Parkschein oder eine Parkscheibe, von Zone zu Zone unterscheidet sich die maximale Parkdauer. Zusätzlich gibt es noch eine Linie, die die Gebiete für das Anwohnerparken begrenzt.
„Selbst ich als Bürgermeister bin da nicht bis ins letzte Detail durchgestiegen“, gesteht Yves Wengler (CSV). Um die Regeln einfach und verständlich zu machen, hat der Echternacher Schöffenrat nun ein ganz neues Parkraumkonzept vorgelegt, das voraussichtlich um die Osterzeit 2021 in Kraft treten soll. Damit will er vor allem gegen Dauerparker vorgehen, die Besuchern und Kunden von Geschäften den Platz wegnehmen.
Die wichtigsten Änderungen: Die ganze Stadt wird zu einer Zone für Anwohnerparken. Selbst Bürger aus weit vom Stadtzentrum entfernten Wohngebieten wie der Cité Manertchen können sich eine Vignette zum Preis von 48 Euro pro Jahr besorgen.
Zudem dürfen Autofahrer nur noch auf den zwei großen Auffangparkplätzen in der Rue des Bénédictins und am See gratis und unbegrenzt parken. Überall sonst geht das nur entweder mit Vignette oder mit einem Ticket, dann aber maximal für zwei Stunden. Eine Ausnahme bildet der Parkplatz A Kack, wo die Höchstdauer vier Stunden beträgt.
Eine weitere Änderung: Während die Mittagszeit von 12 bis 14 Uhr bisher gratis war, sollen künftig den ganzen Tag über Gebühren anfallen. „Unser Ziel ist es jedoch nicht, mit den Parkgebühren Geld zu verdienen“, unterstreicht Bürgermeister Wengler. Bei dem bescheidenen Gebührensatz, der auch nächstes Jahr unverändert bei 0,50 Euro pro Stunde liegt, würde ohnehin nicht viel zusammenkommen.
Außerdem will der Schöffenrat auf die Forderung von Ratsmitglied Christophe Origer (CSV) eingehen und die Brötchentaste an den Parkautomaten beibehalten, mit der die ersten 30 Minuten gratis bleiben. „Wir wollen die Dauerparker aus der Innenstadt wegbekommen und die Parkplatzsuche vereinfachen“, erklärt Wengler.
Die Opposition im Gemeinderat ist mit den Grundzügen des Konzepts einverstanden. Carole Zeimetz (Déi Gréng) bezeichnet es als „überfällig“, die Gemeinde könne sich aber jetzt nicht zurücklehnen, sondern müsse sich auch in den nächsten Jahren mit dem Thema Mobilität beschäftigen.
Carole Hartmann (DP) wandte allerdings ein, dass zum Beispiel bei Sportveranstaltungen zwei Stunden Höchstdauer nicht ausreichten. Auch die Ausnahmeregel für den Parkplatz A Kack findet ihre Fraktion nicht gut – dadurch würden Geschäfte beispielsweise in der Halergaass benachteiligt.
Grenzgänger müssen durch die enge Innenstadt
Die größten Mängel sehen sowohl DP als auch Déi Gréng bei der Verknüpfung von Auto und öffentlichem Transport. „Viele deutsche Grenzgänger kommen im Auto an und wollen in Echternach auf den Bus umsteigen. Dafür ist der Parkplatz am See einfach zu weit weg vom neuen Busbahnhof“, sagt sie.
Auch Carole Hartmann sieht darin ein Problem: „Ich glaube nicht, dass es anderswo im Land eine Busgare ohne Parkplatz in der Nähe gibt“, kritisiert sie.
Für die Zukunft plant die Gemeinde Echternach, eine Wiese zwischen dem Busbahnhof auf der Roam und den zwei Fußballfeldern zu kaufen und auf dem vergrößerten Gelände einen neuen Busbahnhof mit Parkhaus zu bauen. Doch bis dieser Plan Realität wird, werden noch Jahre ins Landziehen. Zurzeit gehört die Wiese noch einem privaten Eigentümer.
Speziell für Grenzgänger schwebt Bürgermeister Wengler eine Idee vor, die schneller zu verwirklichen wäre. Er möchte auf dem Gelände „Beim heiligen Kreuz“ am Kreisel der neuen Grenzbrücke, unterhalb der Tankstelle, einen Auffangparkplatz bauen lassen. „Das Grundstück gehört dem Staat und ist bereits im Bebauungsplan als Zone de bâtiments et d’aménagements publics klassiert“, sagt Wengler. Dort könnten Grenzgänger schnell und einfach umsteigen, ohne die engen Straßen der Innenstadt zu belasten. Das Gelände bietet Platz für 400 bis 500 Autos.